Aus den Bodegas Ibericas: Faustino V, 2009, Riserva von REWE

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Die Weinkeller in Spanien und Portugal – die sogenannten Bodegas Ibericas – stehen bei uns Deutschen hoch im Kurs, auch wenn es Bewegung auf dem iberischen Weinmarkt gibt. Wie sehr der Weinmarkt in Spanien in Bewegung gekommen ist, machen einige wenige Zahlen deutlich. Noch vor 35 Jahren wurde für Spanien eine bestockte Rebfläche von 1,6 Mio. Hektar angegeben, aktuell sind es nur noch 1,1 Mio. Hektar, ein Rückgang von über 30 %. Weinberge im Umfang des Vierfachen der Rebfläche Deutschlands sind verschwunden.

In den Bodegas Ibericas werkeln fleißige Exporteure

30% Rückgang der bestockten Rebfläche in dreissig Jahren. Gleichzeitig hat sich aber der spanische Weinexport mehr als vervierfacht, und hat z.B. in den letzten 20 Jahren beim deutschen Weinimport geradezu traumhafte Wachstumsraten erreicht. So müssen Weine aus Spanien nicht zwangsläufig zu den deutschen Weinliebhabern „verirren“, sondern es kann aus einem Riesen-Angebot durchaus systematisch unter den begehrten Kreszenzen der „Bodegas Ibericas“ ausgewählt werden. Die Statistik erweist, dass aus Deutschland beim Weinimport nach Italien und Frankreich an dritte Stelle (mit 2,7 Mio. hl 2011 schon mengenmäßig vor den Franzosen) steht, aber mit enormen Wachstumsraten von zuletzt 19 % jährlich.

Tempranillo: de Riesling Spaniens

Wie im Weißweinland Deutschland (2/3 Anteil weiß) es eine Hauptrebsorte gibt, den Riesling mit rund 20 % der gesamten Anbaufläche, so kennt man auch im Rotweinland Spanien eine Hauptrebsorte, den Tempranillo (zu deutsch: „der Frühe“), der hier mit gut 10 % aller Rebsorten vertreten ist. Die früh reifende rote Sorte – Hauptrebsorte in Rioja – ist gut im Ertrag, weniger anfällig für Rebkrankheiten, sehr tief in der Farbe, und vergleichsweise weniger süß als die Garnacha (Grenache). Es ist die Eigenheit der spanischen Weinproduktion, dass Weine verschnitten werden, aber es gibt auch einige sortenreine Tempranillos, als berühmtes Beispiel von den Bodegas Marques de Caceres und seinem gleichnamigen Wein, der seinem Namen nach zwar aus der Extremadura kommen müsste, aber ebenfalls in Rioja beheimatet ist.

Der kleine „Hugh“ Johnson: „charmante Tempranillo-Weine“

Der Weinpapst Hugh Johnson wartet zwar nicht mit spezifischen Informationen über den Tempranillo auf, wie überhaupt in seinem 450-seitigen „Der kleine Johnson“, Ausgabe 2015, mit kaum 20 Seiten das ebenfalls „Wein-Wunderland“ Spanien ziemlich unterbelichtet erscheint, aber er hat einen hübschen Text zu Rioja verfasst: „Rioja hat alles: Internationalen Ruhm, schöne Landschaften, charmante junge, aber auch 40 Jahre alte Tempranillo-Weine…“.

Horst Dippels (Das Weinlexicon): bemerkenswert elegant

Unverkrampfter gibt sich Horst DippelsDas Weinlexicon“, das immerhin zwei DIN-A-4-Seiten für Rioja (nach dem Flüsschen „Rio Ocha“ benannt) erübrigt. Da heißt es dann u. a. : “Jene feinen Rotweine, in der ganzen Welt als Rioja bekannt und geschätzt und mitunter etwas zu häufig in die Nähe der Bordeaux-Weine gerückt, werden fast ausschließlich aus den beiden erstgenannten Bereichen stammen“ (gemeint Alavasa und Alta). Dippel weiter: „reifen die besten von ihnen außerordentlich gut, wobei sie neben ihrem unverwechselbaren Ausdruck über Charakter und Differenziertheit verfügen und bemerkenswert elegant und fein werden können.“

Der „Faustino V“ – Riserva 2009 der Bodegas Faustino in Oyon soll es sein

Die Auswahl der Rioja war daher beschlossene Sache. Wie wunderbar, wenn man jetzt noch über ein großstädtisches Weinangebot verfügte? Der erste erreichbare Wein der Region war ein „Faustino V“ – Riserva 2009 – der Familie Martinez von den Bodegas Faustino in Oyon, die gerade ihr 150-jähriges Winzerjubiläum begeht.

Im Glas präsentierte sich der Faustino V als echter Klassiker des Rioja:

  • Farbe: tiefes rubinrot
  • Duft: von Heidelbeeren und Roter Grütze, Anklänge von Vanille
  • Geschmack: harmonisch, weich, samtige Aromatik mit roten Früchten

Der Faustino V ist ein durch und durch erfreulicher Wein. In Gegensatz zu früher, hat die Bodega Martinez auf den Bestandteil Garnacha völlig verzichtet, und einen Wein aus 90 % Tempranillo und 10 % Mazuelo kreiert. Die Mazuelo entwickelt nicht so viel Alkohol, so dass der Faustino V mit 13,5 % Volumenalkohol auskommt. Wie zu hören ist, hat der Faustino V – 2008 – ein Riserva, d. h. mindestens drei Jahre Fasslagerung – eine Auflage von 100.000 Flaschen, vermutlich wegen der Jubiläumsabfüllung. Bei weltweiter Exportation empfiehlt sich, einige Flaschen auf Vorrat zu erwerben, denn der Faustino V weist, bei z.B. 9,99 € in den REWE-Geschäften, eine hervorragende Preis-Leistungs-Bilanz auf.

Dieser Vorrat mag zu Vergleichsproben in späteren Jahren anregen, denn das Lagerungs-Potential wird für den Faustino V mit zehn Jahren angegeben und es wäre einfach interessant, zu beobachten wie sich der Wein in Zukunft entwickelt. Unnötig zu erwähnen ist, dass die Bodegas Faustino ihren V mit einem soliden Naturkorken ausgestattet haben.


Bildnachweis: © morguefile.com – johnwollring

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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